Erste Hilfe und Kameradenrettung


Was tun bei einem Höhlenunfall?

Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Da es sich bei einem Unfall unter Tage immer um etwas "Spezielles" handelt sind auch die einzuleitende Maßnahmen "speziell" Es gilt aber auf jeden Fall ein paar Grundsätze zu beachten:

  • Bewahren Sie die Ruhe, auch wenn es schwer fällt!
  • Bringen Sie sich als Helfer nicht selbst in Gefahr!
  • Holen Sie rechtzeitig Hilfe bevor es zu spät ist!

Ab wann die Höhlenrettung alarmieren?

Es kommt natürlich auf den Schweregrad der Verletzung an, ob eine Kameradenrettung oder -hilfe ausreicht oder ob eine Höhlenrettung hinzuzuziehen ist. Dies zu überschauen und einzuschätzen mag nicht immer ganz einfach sein.

Auf die Frage ab wann die Höhlenrettung alarmiert werden sollte und wann eine "Eigenrettung" ausreicht kann keine pauschale Empfehlung gegeben werden. Auf jeden Fall sollte man die Profis hinzuziehen wenn es absehbar ist, dass ein herauskommen sich als äußerst schwierig gestaltet (z.B. bei einem stark verstauchten Knöchel) oder wenn eine akut lebendbedrohliche Sitation für den Verunfallten vorliegt (z.B. hoher Blutverlust durch offene Wunde).

In diesem Fall ist es das einzig Sinnvolle, einen Notruf abzusetzen (siehe Alarmierung).

Allgemeine Erste Hilfe Maßnahmen

Die allerwichtigste Maßnahme ist das Beruhigen des Verunfallten. Dieser kann in dem Moment keinerlei Aufregung ertragen. Psychische Zuwendung und Betreuung sind hier entscheidend.
Von hoher Wichtigkeit ist auch die Wärmeerhaltung. Da es in Höhlen konstant-kalt ist bei hoher Luftfeuchtigkeit stellt dies ein großes Problem dar. Sorgen Sie dafür, dass der Verunglückte an einer trockenen Stelle platziert wird und schützen Sie ihn vor weiterer Auskühlung durch zusätzliche Kleidungsstücke und Rettungsdecken. Aber Vorsicht: geben Sie nicht 'ihr letztes Hemd her', sonst leiden Sie früher oder später selbst an einer Unterkühlung. Eine fortgeschrittene Unterkühlung kann soweit gehen, dass der Unterkühlte aufhört zu atmen oder das Herz stehenbleibt!

Beobachten Sie den Verunglückten kontinuierlich

Achten Sie hierbei auf Veränderungen des psychischen und physischen Zustands des Kameraden. Eine verwaschene Sprache kann Zeichen für ein Trauma im Kopfbereich sein. Eine Unterkühlung erkennt man im ersten Stadium - ganz banal - am Zittern und an einer Blauverfärbung der Lippen. Sie sehen - ohne eine intensive Beobachtung ist ein sinnvolles Handeln nicht möglich.

Höhlenrettung alarmieren

Wenn Sie der Meinung sind, dass ein alleiniges "heraushelfen" des Verletzten aus der Höhle nicht möglich ist, so zögern Sie nicht lange. Je später Sie die Höhlenrettung alarmieren, desto später trifft diese auch ein. Nach dem Absetzen eines Notrufs müssen Sie zwischen 30 und 120 Minuten warten, bis professionelle Hilfe vor der Höhle ist. Da sämtliche Höhlenrettungen in Deutschland aus freiwilligen Helfern besteht und ein Höhlenrettungseinsatz generell komplex ist gibt es hierfür keine Richtzeiten.

Maßnahmen zum Wärmeerhalt

  • Rettungsdecke einsetzen, falls Möglich Installation eines "Wärmezelts"
  • Mit äußerster Vorsicht Einsatz von offenen Flammen (Karbidlicht oder Kerzen) zur Wärmezufuhr
  • Energiezufuhr, z.B. warmer Tee mit Traubenzucker
  • Anwendung chemischer Wärmepackungen wenn vorhanden
  • Wärme von Körper zu Körper
  • Wenn der Verunfallte bereits stark ausgekühlt ist nicht durch 'rubbeln' an Händen und Beinen wiedererwärmen. Es ist hierbei die Gefahr des Bergungstods gegeben, wenn schlagartig kaltes Blut aus der Peripherie ins Körperinnere fließt. Dies kann im schlimmsten Fall zum Herzstillstand führen! Generell sollten Sie auf Grund dieser Tatsache eine Wiedererwärmung von innen nach außen (also vom Körperstamm zu den Extremitäten) durchführen und nicht umgekehrt.
  • Alle zur Verfügung stehenden Methoden und Material gleichzeitig anwenden
  • Improvisieren Sie - verwenden Sie z.B. Schleifsäcke, um den Verletzten damit einzudecken (nicht, wenn die Schleifsäcke nass sein sollten!)

Maßnahmen bei eingetrübten oder bewusstlosen Personen

  • Stabile Seitenlage ist zu bevorzugen, je nach Raum- und Platzverhältnisse
  • engmaschige Überwachung der Vitalfunktionen (Atmung, Kreislauf)
  • aggressiver Wärmeerhalt - bewusstlose können nicht zittern und kühlen rasanter aus
  • Schocklage nicht in jedem Fall Vorteilhaft!

Technische Rettung von Verunfallten im Seil

Zur technischen Rettung möchte ich hier keine Ratschläge geben. Diese Seite bezieht sich ausschließlich mit medizinischen Dingen. Eine Rettung aus dem Seil bedarf ein hohes Know-how und ein routinierter Umgang mit der (Ein-)Seiltechnik. Dies in der Theorie zu beschreiben obliegt mir nicht, zumal eine praktische Übung im Vorraus wesentlich besser geeignet ist, um eine solche Situation zu meistern.

Selbst- und Eigenschutz

Wie oben bereits erwähnt sollten Sie kein unnötiges Risiko eingehen. Sowohl bei der Rettung, als auch bei der Betreuung eines Verunfallten. So ist es zwar eine edle Geste von Ihnen, dem Verletzten ihren Fleecepulli zu geben, doch sollten Sie sich nicht der Gefahr einer Unterkühlung aussetzen. Ebenso müssen auch Sie zwischendurch Energie in Form von Flüssigkeit und Nahrung aufnehmen.

 


ZURÜCK